Seitdem die Beatles in den 60er Jahren in einem Ashram in Rishikesh Yoga gelernt haben, hat sich dieser Ort zur informellen Yoga-Welthauptstadt entwickelt. Wir verbrachten dort sechs Tage und haben Yoga in einem Ashram gelernt. Ich war zuerst skeptisch gegenüber diesem Unterfangen. Was Yoga anbelangte, dachte ich mir, dies sei eher was für, mit Koffein zugedröhnte, Stadt-Hipster und Hobby-Esotheriker. Entgegen dieser Erwartungen war unser Aufenthalt in Rishikesh jedoch eine sehr positive Überraschung.

Rishikesh, ein weiterer heiliger Ort für Hindus, liegt dort, wo der Ganges aus dem Himalaya herauskommt. Frische Bergluft, Natur und Berglandschaften machen den Reiz dieses wunderschönen Ortes aus. Zudem war unser Ashram sehr friedlich. Er hatte einen grossen Innenhof mit einem schön gepflegten Garten, bepflanzt mit Rosen und anderen Pflanzen. Zweimal am Tag gab’s Yoga Unterricht in einer Art Tempel in der Mitte des Gartens. Das Ganze war ziemlich anspruchsvoll. Man verrenkt sich in den unmöglichsten Positionen und war nach ca. einer Stunde zuerst ziemlich kaputt. Nach einigen Minuten, begann man sich dann jedoch sehr gut zu fühlen. Einerseits entwickelt man eine gesteigerte Wahrnehmung und Bewusstsein des eigenen Körpers. Anderseits fühlt man sich unglaublich flexibel und stark, als wäre man ein Akrobatik-Künstler oder Spiderman, und könne beinahe fliegen.

Zur Zeit sind wir in Amritsar ca. 400 km nordwestlich von Delhi und 30 km von der Grenze zu Pakistan entfernt. Mitten in der Stadt befindet sich der goldene Tempel, der heiligste Tempel der Sikhs. Er ist umgeben von einem See und weissen Marmor Arkaden, und es fühlt sich eine wenig an, als würde man geraden in den Himmel kommen, wenn man den Tempel betritt. Zudem kann dort jedermann kostenlos essen. Natürlich gibt man eine Spende, man muss dies jedoch nicht tun. Wer will kann auch noch freiwilligen Arbeit leisten und z.B. Geschirr abwaschen oder Erbsen schälen. Und das Essen war richtig gut. Während man in vielen Ländern bezahlen muss, um Tempel, Moscheen, oder Kirchen zu besichtigen, bekommt man hier, in einem Land, wo Armut so allgegenwärtig ist wie sonst selten, sogar noch umsonst Essen. Ein Gefühl grossen Respekts und Ehrfurcht überkommt einen unweigerlich.

Nun nähert sich unsere Reise langsam ihrem unausweichlichen Ende. „Neeeiiiiiinnnn“ sagt eine Stimme in mir. Aber so ist’s nun halt. Indien war der krönende Abschluss. Grandios abenteuerlich und ein Ansturm auf die Sinne, mit soviel Abwechslung wie sonst nirgends wo. Es wurde hier an dieser Stelle schon häufig das Essen gelobt, aber Indien war diesbezüglich definitiv das beste Land, mit Abstand. Ein weiter Punkt ist, dass es überall Tiere hat. Man langweilt sich nie, denn man hat immer was zum Anschauen, als wäre man konstant im Zoo.